Das muss man sich mal vorstellen. Durch die Corona-Pandemie spielt auch Rot-Weiss Essen seit fast zwei Jahren ohne Zuschauer oder mit einer verminderten Besucherzahl.
Jetzt - zum absoluten Topspiel - dürfen 10.000 Besucher in das Stadion an der Hafenstraße. Und nach dem Gegentor gegen Preußen Münster sorgt ein Chaot durch seinen gezündeten Böller für den Abbruch der Partie. Eins vorweg: Gute Besserung an Münsters Marvin Thiel, der ein Knalltrauma erlitt. Wir hoffen, er kann schnell wieder spielen.
Sportlich gibt es nur einen großen Verlierer an diesem Tag - das ist RWE. Nicht nur, dass die Partie gegen Münster am grünen Tisch für den Aufstiegs-Konkurrenten gewertet werden könnte. So ein Abbruch kann auch Narben hinterlassen. Zwischen Team und Fans, auch wenn es nur eine Person an diesem Tag war. Es kommt leider regelmäßig vor, dass Essener Anhänger sich nicht benehmen können. Sei es durch das Zünden solcher Böller, sei es durch das Abbrennen von Pyrotechnik. Die Erinnerung an das Hinspiel in Münster ist noch frisch. Zuvor gab es nur deshalb lange keine Zwischenfälle, weil die aktive Szene nicht vor Ort war.
Jetzt die Rückkehr, jetzt der Knall. Der auch unter den Zuschauern zu Rissen führen kann. "Wir sind Essener und ihr nicht", schallte es kurzzeitig von den Gegengeraden in Richtung Westtribüne. Auch im Netz ist klar zu erkennen, die große Mehrheit packt sich an den Kopf ob der Dummheit eines Menschen, der mutwillig die Verletzung von Spielern in Kauf nimmt.
Und klar: 99 Prozent der Besucher sind friedlich, wollen nur ihre Mannschaft siegen sehen. Aber dieses eine Prozent kann für so viel Zündstoff sorgen. Zumal es auch Menschen gibt, die behaupten, dass RWE nicht hart genug gegen Problemfans vorgeht.
Klar ist: Ein Vollidiot kann mit seiner Aktion jetzt in den Aufstiegskampf eingreifen. Ob es Risse bei RWE geben wird oder ob eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung aufkommt, das steht noch in den Sternen. Fest steht dafür: RWE ist bundesweit Gesprächsthema, mal wieder, aber nicht wegen der sportlichen Leistung, sondern wegen eines Spielabbruchs.
Es bleibt die Hoffnung, dass sie den Übeltäter finden, dass er seine Strafe erhält und nie mehr ein Stadion von innen sieht. Auch nicht am 14. Mai, wenn RWE zuhause gegen Ahlen sein letztes Spiel bestreitet. Es bleibt die Hoffnung, dass die Meisterschaft sportlich entschieden wird und nicht rekapituliert werden muss, dass ein Böllerwurf den Aufstieg mitentschieden hat.